Jan van der Noot

ca. 1539 – ca. 1595

ZV zeitten wann Gott kompt zu vnserm lohne,

In vnsere augen sussiglich geschlichen,

Vnd thut in vns ein suß vergessen streichen,

Durch sanfften Schlaff des tags arbeit gewohne:

 

Als dann ein Geist er mir ercläret schone.

Zur zeit des Fals das alt Rom solt zerbrechen,

Bey meinem Namm mich nent, thet zu mir sprechen,

Seh her, vnd stell dein Gesicht zum Himmels throne:

 

Schaw ahn sprach er vnd thu es wol an mercken,

Alles was da ist vnder des Himmels runde,

Ist anders nicht dann alles eittel Wercken.

 

Wann du es verstehest vnd merckest durchs anschawen.

Befindst das Gott allein ist der gesunde,

Darumb nur alleine auff jhn stell dein vertrawen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Jan van der Noot

ca. 1539 – ca. 1595

EIn Newen Himmel sah ich vnd new Erden,

Sagt vns S. Johan) das Meer war auch nit mehre,

Die Heilge Statt bereit durch Gott den Herrn,

Hernider steig, ein Braut gezeirt vol wirden,

 

Ein stimm sprach, sehe Gotts Hütten vnd der Menschen,

Ihr Gott er seyn wird vnd wil bey jhnen wohnen,

Iren schmertz vertreiben abwäschen jhre thränen,

Ir leicht war klar viel mehr dann man möcht wünschen,

 

Dieß Statt war Viereck, hat zwöff pforten reine,

Von Pärlen fein, ein jedes Thor war eine,

Die Statt fein Golt, der grundt war Edel gesteine,

 

Ein Wasser straum vber Christallen klare,

Auß Gotts stul durch floß zu trost der Gemeine,

Das Holtz des Lebens wäscht zwölff mal im jare.

 

 

 

 

 

Jan van der Noot           

ca. 1539 – ca. 1595

ZV recht magh man dich woll o viel frolicher tagh.

Gluckselig nennen, weil mein hertz an dir bekommen

Hatt wider seine freudt, mein hertz welchem genommen

Sein allerliebste war, durch groß vngluckh vnd klagh,

 

Nun ein so lange zeit: daher mein seel gantz schwach

War durch des trauwrens viel: gleich wie im felt die blumen

Verwelcken wen die kalten windt daruber kommen

Also durch jr abscheidt, trauwren mein hertz durch stach.

 

Aber an dir o tagh voll grosser freudt vnd wohne

Fand ich widerumb mein gluck vnd meines hertzen krone

Auff jhrem heupt trugh sie ein Burgerliche zier.

 

Ich nam sie bei der handt, gleich furcht vnd freudt mich thetten

Vmbfahen, jr süssigkeit, wesen vnd reden hetten

Mir muth gemacht, also Göttlich war alls in jhr.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Jan van der Noot           

ca. 1539 – ca. 1595

ICH bin ein halber Gott, wenn ich die liebste mein

Mein hertz mein süß sorg auch al mein freud und wonne

Anschawen thu, vnd hör jhr reden also schone,

Das man es achten möcht einer Göttin zu sein,

 

Welch sie doch etlich mal kan vnderbrechen fein

Mit einem lächeln zart, dardurch sie zweifels one,

Mein Hertz gefangen helt, dann jr augen schone

(Wen ich sie anschawe) zucken mich gantz dahin,

 

Der blinde schutz der mir gantz abgesieget hat

In jren augen auff vnd ab spaciert vnd gaht,

Darauß er manchs pfeil mir in mein hertz thut senden

 

Ich empfang grosser freud zusehn jr äuglein schon,

Dann essen trincken oder einig ding zuthun,

Das man mag zu des leibs vnd der seel notturfft wenden.